Der Totensonntag 2018 hatte es wahrlich in sich, trafen in der Zürcher Neumünsterkirche doch zwei völlig unterschiedliche musikalische Welten aufeinander. Roger Widmer, seit diesem Sommer Dirigent des Männerchor Zürich, hatte für seinen ersten Konzert-Auftritt mit dem Chor nämlich die Werke zweier gegensätzlicher Zeitgenossen einstudiert: das selten aufgeführte Requiem von Franz Liszt und die auch messe brève genannte, Deuxième Messe pour les sociétés chorales von Charles Gounod.
Für den notwendigen Abstand zwischen den beiden Werken sorgte das angesagte Zwischenspiel auf der legendären Tonhalle-Orgel, die sich in der Neumünsterkirche, ihrer neuen Heimat, in ganzer Pracht präsentiert und dank Organist Martin de Vargas in zwei Stücken von César Franck ihre Klangqualitäten voll entfalten konnte.
Liszt als grosse Herausforderung
Eine für Publikum und Interpreten willkommene musikalischen Atempause nach dem gewaltigen und aufwühlenden Liszt Requiem, das dem Chor und den vier Solisten alles abverlangte. Ein Werk mit ebenso vielen expressiven Ausbrüchen wie ruhigen Passagen und Tempowechseln, begleitet und unterstützt von Orgel, Posaunen, Pauken und Trompeten.
Gounods messe brève dagegen gefiel mit viel eingängigem Wohlklang, bevor die Zuhörer mit dem hymnisch-triumphalen Schlusschoral zu Ehren des Imperators Napoleon III überrascht und verabschiedet wurden. Langanhaltender Beifall war der verdiente Lohn für diesen aussergewöhnlichen, spätherbstlichen Konzertabend.
Zu den Bildern der Veranstaltung von Freddy Vollenweider
Zur Besetzung siehe Programmflyer (PDF)